20.01.2019
„Wenn man am Abgrund steht, ist ein Rückschritt eher ein Fortschritt“. Das war nur eines der vielen Plakate, die wir gestern auf der „Wir haben es satt“-Demonstration in Berlin zu sehen
bekamen.
Wir (Sabine, Uwe und ich) und noch ca. 35.000 andere Menschen haben dagegen protestiert, daß die 60 Milliarden Euro EU-Agrarsubventionen pauschal ohne jegliche ökologische Auflage nach Größe
der Fläche vergeben werden. Dabei brauchen wir dringend eine Politik, die eine klimaschonende, umweltfreundliche Landwirtschaft unterstützt, der an artgerechter Tierhaltung, dem Erhalt der
Artenvielfalt und dem Schutz unserer Böden und unseres Wassers durch massive Reduzierung des Einsatzes von Pestitziden gelegen ist.
Frau Klöckner, die sich zur Zeit mit vielen anderen Landwirtschaftsministern aus aller Herren Länder auf der Grünen Woche ein paar lustige Tage macht, findet Demos wahrscheinlich doof. Sie warnt vor einer Polarisierung in dieser Thematik und hat die Demo als „Gaudi“ bezeichnet. Man fühlt sich nicht wirklich ernst genommen. Diese Demo wird wahrscheinlich wieder nicht wirklich etwas bewegen, denn sie findet nun schon seit fast zehn Jahren statt. Auch dass noch nie so viele Trecker sich auf den Weg in die Hauptstadt gemacht haben und Umfragen ergeben, dass 80% der Bundesbürger staatliche Förderungen für eine zukunftsfähige und gerechte Ausrichtung der Landwirtschaftspolitik unterstützen würden (warum eigentlich nur 80%?), wird keine große Wende herbeiführen.
Aber es bewegt sich was! Es war wirklich gut zu sehen, wie viele Menschen nicht mehr mitmachen wollen und die Dinge selbst in die Hand nehmen. So gibt es die Initiative der „Ernährungsräte“ –
und juhu – auch in Hamburg gibt es dort eine Projektgruppe, die in Fragen der Ernährung nicht mehr auf die Rolle des Konsumenten festgelegt werden will sondern es selbst in die Hand nehmen
will, wo ihr Essen herkommt, wie es produziert und vermarktet wird. Weg vom „Friss oder stirb“ – hin zu einer echten Ernährungswende. https://ernaehrungsrat-hh.de Und das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft
greift um sich. Immer mehr Menschen organisieren sich in diesen Strukuren.
Ja, Essen ist politisch!
Unser Bienenbotschafter-Plakat, dass wir mit klammen Fingern vor uns hergetragen haben, wurde übrigens gefühlte hundert Mal fotografiert und fand besten Anklang. Natürlich waren wie immer
viele Imker, Bienen- und Insektenfreunde in Berlin, denn das Insektensterben und unsere Art der Landwirtschaft gehören natürlich ganz klar zusammen.
Dass wir es nur knapp vermieden haben, aus Versehen!!!! auf einer deutschnationalen Kundgebung vor dem Reichstag teilzunehmen, ist eine andere Geschichte, die ich euch bei Bedarf mal in Ruhe
erzähle.